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Winkel

 

Im Dezember 2009 kam Winkel auf den Bretzhof in Hüllenberg wo seit 2006 Cooper, das Pferd meiner Schwester und bis dato meine Reitbeteiligung stand.

Schon als ich Winkel das erste mal sah, wusste ich das ich ihn reiten will! Das ich ihn einmal "Mein Pferd" nennen würde ahnte ich natürlich noch nicht. Winkel gehörte damals noch Heike und meine erste Anfrage ob ich eine Reitbeteiligung an ihm haben könnte wurde abschlägig beschieden. Also hab ich ihn zu Anfang nur hin und wieder mal sauber gemacht und ihm mal ne Möhre zugesteckt. Als Heike dann aber wegen Krankheit längere Zeit ausfiel bekam ich meine 2. Chance und bekam eine RB an Winkel. Ich hatte bis dahin schon einige RB's und obwohl die Vergangenheit mir hätte beibringen sollen mich nicht zu sehr auf ein Pferd einzulassen, was mir nicht gehört, bei Winke war das einfach nicht möglich. Je länger ich mich mit ihm beschäftigte um so mehr merkte ich,
das er zwar nicht aussah wie mein Traumpferd, das das Aussehen aber am Ende keine Rolle spielt. Winkel war schlicht und ergreifend ein Traum.
Um zu beschreiben was er war reichen Worte nicht aus, es würde sie sowieso kaum einer glauben.

März/April 2010 fing ich an Winkel zu reiten, im Juli machte ich mit ihm zusammen die Gelassenheitsprüfungen I+II der FN, beide mit der Note Sehr Gut.

Hier ist mal ein Bild mit Heike und Winkel

Anfang 2011 fragte mich Heike dann ob ich Winkel nicht kaufen möchte, sie habe nicht mehr das Geld für Ihn und bei mir wüsste sie das es ihm gut geht.
Zuerst wollte ich nicht. Ich wollte Winkel nicht verlieren aber ich hatte Angst vor der Verantwortung. Hätte ich damals gewusst was vor uns liegt, vielleicht hätte ich mich anders entschieden, damals.
Von heute aus gesehen, bereue ich die Endscheidung aber nicht mehr. Insgesamt betrachtet waren es die 4 schönsten Jahre meines Lebens!

Diese Bilder sind im Spätsommer 2011 entstanden:

Schon als ich die Entscheidung traf ihn zu kaufen, kränkelte er. im Winter 2010/11 hatte er stark abgenommen und erst im Mai fanden wir die Ursache dafür: Blutwürmer. Zu diesem Zeitpunkt hatte er nach Schätzung des TA etwa 150kg verloren. Nachdem wir die Würmer erfolgreich bekämpft hatten haben wir versucht ihm das Verlorene wieder ran zu füttern aber der Schaden den diese Viecher angerichtet hatten haben wir wohl alle stark unterschätzt. Im Winter 2011/12 bekam er zuerst einen Hautausschlag mit Pickeln, dann fielen im büschelweise die Haare aus. Wir wechselten vom ratlosen TA zu einer Tierheilpraktikerin, die schwere Stoffwechselstörungen diagnostizierte und seine Ernährung umstellte. Die Anfangsreaktionen seines Körpers auf die Medikamente waren erschreckend. Man spricht bei der Homöopathie von Erstverschlechterung, ich glaube Winkel hat diesen Begriff neu definiert. Die Bilde möchte ich euch lieber vorenthalten.

Jedenfalls erholte er sich wieder, die Felldecke schloss sich wieder und so schien es als haben wir es überstanden. Das eigentlich erstaunliche war, das Winkel die meiste Zeit nie aussah als ob er krank wäre. Das Fell blieb glänzend und er war fast immer bereit alles zu geben. ich hab ihn nur sehr selten mal still in der Ecke stehen sehen. Wenn jemand vorbei kam, kam er immer neugierig mit der Nase raus um zu sehen ob ih nicht mal jemand knuddelte oder vielleicht was führ ihn hat. Währen andere Pferde die man zu viel aus der Hand füttert oft anfangen gierig zu werden, konnte man Winkel die Möhre immer mit 2 Fingern ins Maul schieben ohne Angst um die Finger zu haben.

Auch unter dem Sattel war er immer aufmerksam und eifrig bemüht es allen recht zu machen. Im Gelände war das für mich oft schwierig, weil es schwer war zu beurteilen wann er müde wird. Man musste schon sehr genau aufpassen auf seine Atmung, weil langsamer wurde er nicht. Irgendwann fing er dann höchstens mal an zu stolpern aber dann war es schon 5 vor 12! Und das alles ohne ihn treiben zu müssen. Das heißt jetzt aber nicht das er bei mir irgend wann mal einfach losgelaufen wäre. Man hat ihm zwar angemerkt wenn er gerne schneller gelaufen wäre aber einen Gangwechsel ohne Anweisung habe ich bei ihm nur sehr selten erlebt. Auch am Boden hatte er immer nur Augen für mich, was meine RB's zur Verzweiflung brachte und es mir ermöglichte zu erkennen wer reiten kann und wer nicht, obwohl ich selbst nie ein guter Reiter war. Wer zum ersten mal auf Winkel saß und ihn von mir weg bekam ohne das ich nachhalf der musste sich schon ganz schön anstrengen.

Wer sich davon nicht entmutigen ließ den Belohnte er dafür aber auch, so lange ich nicht zusah ;(

Am 30.08.2013, viel zu früh endete unser gemeinsamer Weg. Schon Anfang Juni bekam er starken Hautausschlag der wie Exzeme aussah. Die Behandlung des TA schlug an und 6 Wochen im Stall schienen im gut zu tun. Mitte Juli brachte ich ihn dann zu meiner Schwester an die Nordsee, wegen seiner Allergie und seinem leichten Astma im Winter. Nach 2 Tagen hatte er wieder einen "Exzemer"-Schub und Kam wieder in den Stall. Dort bekam er lauter Beulen, die aussahen wie Insektenstiche sich aber nach 2 Wochen zu entzünden begannen. Anfang August war es dann so schlimm, das der TA ihn 2 Wochen lang mit Kortison behandelte. wieder sah es so aus als würde es wieder besser werden aber nach einer Woche ging es wider los. Eine Spritze gegen Milben brachte noch mal 2 Wochen Besserung aber mittlerweile sah er schon furchtbar aus, der ganze Körper war von aufgescheuerten "Pickeln" übersäht, es gab praktisch keine Stellen die davon Verschont blieben. Am schlimmsten waren Kopf, Hals und die Flanken betroffen.

Am Samstag den 30.08.2013 traf ich die schwerste Entscheidung meines Lebens!

Nachruf

Wer sich ein Pferd anschafft, übernimmt damit auch eine große Verantwortung. Natürlich könnte man das Tier auch wieder verkaufen wenn man keine Zeit,
Lust oder Geld mehr hat oder wenn es in irgendeiner Form den "Erwartungen" nicht mehr gerecht wird. Zumindest reden dir deine Freunde/Bekannte das ein.
aber wie verkauft man eine(n) Freund(in)?

Wer es wirklich einmal geschafft hat ein Band zu einem Tier zu knüpfen, der weiß das es einen innerlich zerreißt wenn man dazu gezwungen wird es
abzugeben. Aber noch schlimmer ist es, wenn man dazu gezwungen wird das Leben das zu schützen einem auferlegt wurde zu beenden.

In den "Ethischen Grundsätzen" der FN steht unter Artikel 9:
Die Verantwortung des Menschen für das ihm anvertraute Pferd erstreckt sich auch auf das Lebensende des Pferdes.
Dieser Verantwortung muss der Mensch stets im Sinne des Pferdes gerecht werden.

Das klingt so einfach, wenn du ein altes Herzkrankes Tier hast, das nicht mehr richtig laufen kann.
Aber Winkel war erst 17Jahre alt, er war vielleicht derzeit nicht so gut im Training aber das hat ihn nicht daran gehindert mir zu sagen was er gerne möchte.
Und dennoch hat die Krankheit, deren Ursache wir nicht gefunden haben, Ihn und uns in den letzten 12 Wochen halb Wahnsinnig gemacht hat.
"Dieser Verantwortung muss der Mensch stets im Sinne des Pferdes gerecht werden"!

Das klingt so einfach, aber wenn er dann vor dir liegt und du ihn streichelst und sein Blick bricht, dann ist das gar nicht so einfach.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die versucht haben mir zu helfen und auch bei allen die mir in den letzten Tagen Mut zugesprochen haben.